Frage: Für dieses Seelenalter scheinen depressive Zustände häufig vorzukommen. Was ist ihre Funktion auf dieser Entfaltungsstufe, und wie geht man gut mit ihnen um?

In diesem Seelenalter sind Depressionen Ausdrucksformen einer Trauer über Ungelebtes und Unverwirktliches. Und dieses Ungelebte und Unverwirklichte bezieht sich fast ausschließlich auf die Beziehung zu der seelischen Gemeinschaft, in der jeder Mensch unauflöslich eingebunden ist, die aber oft nur wie durch ein blindes Fenster sichtbar wird, weil der Mut fehlt, dieses Fenster zu öffnen oder manchmal auch mit der Faust einzuschlagen, um eine klare Sicht auf die Verbindungen und Verbindlichkeiten der eigenen seelischen Existenz zu erlangen. Wenn ein Ventil zum Allganzen und allen seinen Instanzen allzu lange sehr fest zugedreht bleibt, bildet es Rost, und um es wieder zu öffnen, muss ein erheblicher Kraftakt vorgenommen werden, manchmal sogar mit der Zange. Dieses Bild soll euch helfen zu verstehen, das die Depression ein solcher Rost sein kann, eine Ablagerung, ein Hemmnis, keine Vorsichtsmaßnahme der Psyche, wie wir sie vor kurzem beschrieben haben, sondern eine Art Zustand der Vernachlässigung eines Notwendigen.
Dies gilt nicht für jüngere Seelen, wohl aber für alle Menschen, die sich im Alten Zyklus befinden. Es ist ein paradoxer Zustand, denn häufig ist es so, das der Rost um so stärker ist, je größer die Sehnsucht nach Durchlässigkeit und Kontakt zum Alganzen sich ausbreitet. Eure menschliche Weisheit sagt euch aber, das ihr euch zwar brennend und sehnlichst etwas wünschen könnt, die Verwirklichung, die Umsetzung dieses Wunsches in die Wirklichkeit aber oft monatelang. jahrelang, jahrzehntelang aufschiebt, Und so kann es auch geschehen,das ihr Euch das seelige Schwelgen in der Vebindung zum Allganzen so unendlich sehnlich wünscht, euch aber nicht traut, sie zu verwirklichen aus einer Befürchtung heraus, in ihr zu ertrinken.
Nun ist dies nur eine Befürchtung und nichts sonst.
Aber eine Befürchtung kann sich in der Psyche verfestigen und verbacken wie ein alter Rost. Wir wissen aber, und ihr wisst es auch. Es gibt Rostlösemittel und Rostschutzmittel, und ihr solltet jeweils für Euch das geeignete Mittel einsetzen. Dieses Mittel ist im großen Gemischtwarenladen der Gemeinschaft zu finden. Ihr werdet es nicht in eurem eigenen Keller entdecken.
Geht also nach außen, fragt danach, bittet um Hilfe und erforscht bei anderen, wie sie es fertig gebracht haben, den Rost aufzulösen, so das die Ventile wieder Glänzen und leichtgängig sind. Depressionen sind häufig in eurem Seelenalter, das ist richtig. Aber ihr könnt sie überwinden, wenn ihr Eure Beziehungsfähigkeit zum Allganzen wieder herstellt. Und der Weg geht über die Beziehungen mit Menschen, die euch seelisch nahe stehen und zu denen von Euch aus ein natürlicher Fluß der Sympathie, der Zuneigung und Liebe fließen kann.